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Impuls zum 18. September 2022

Zum 25. Sonntag im Jahreskreis

Von Sonja Billmann, Aachen

Institution Kirche – Gleichnis vom Verwalter und seiner Ungerechtigkeit

Imagine
von John Lennon
In diesem Lied fordert John Lennon uns auf, uns eine Gesellschaft ohne materiellen Wohlstand, politischen Streit oder religiöse Dogmen vorzustellen. Er ermutigt die Menschen, ihre Kräfte zu bündeln („come join us“), um die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.

Stell dir vor, es gäbe kein Himmelreich,
Es ist ganz einfach, wenn du es versuchst.
Keine Hölle unter uns,
über uns nur der Himmel.

Stell dir vor, alle Menschen
leben nur für das "Heute".

Stell dir vor, es gäbe keine Länder,
es ist nicht schwer, das zu tun.
Nichts, wofür es sich lohnt zu töten oder zu sterben
und auch keine Religion.

Stell dir vor, alle Menschen,
leben ihr Leben in Frieden.
Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird eins sein.

Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.
Ich frage mich, ob du das kannst.
Keinen Grund für Gier oder Hunger,
Eine Menschheit in Brüderlichkeit.

Stell dir vor, alle Menschen
teilen sich die ganze Welt.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird eins sein.

Das Gleichnis vom Verwalter und der Ungerechtigkeit
LK 16, 1-13
1 Jesus sprach aber auch zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. 2 Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein. 3 Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. 4 Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. 5 Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib fünfzig![1] 7 Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig! 8 Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. 9 Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!

Vom Umgang mit Besitz
10 Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. 11 Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? 12 Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? 13 Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Institution Kirche – Erlaubnis zum Urkundenfälschen? 
Sehen – urteilen – handeln 
Für einen Moralprediger äußert Jesus eine bemerkenswerte Freundlichkeit gegenüber dem untreuen Verwalter, der die Buchführung seines Arbeitgebers frisiert, um sich bei den Kreditnehmern beliebt zu machen. Ist das Gleichnis als Aufforderung zur Untreue und Urkundenfälschung zu verstehen? 

Da geht es wirklich zur Sache. Ein schwieriges Evangelium. 

Eine skandalöse Geschichte. Jesus wählt seine Gleichnisse aus dem Leben. Hier wählt er ausgerechnet einen eklatanten Fall von Betrug, von Wirtschaftskriminalität und wälzt diesen Fall von Kriminalität in alle Einzelheiten aus. Er beschreibt, wie der Verwalter die einzelnen Schuldner kommen lässt: Wie viel bist du schuldig? Hundert! Setzt sich hin und schreibe achtzig usw. Schließlich denken wir: Jetzt wird der Verwalter verurteilt, doch dann lobt Jesus auch noch die Klugheit des unehrlichen Verwalters. 

Was ist gemeint?

Zunächst – Der Verwalter hat seine Situation erkannt: 
Er hat betrogen, Bilanzen gefälscht, muss Rechenschaft ablegen und hat keine Chance, gut dazustehen. Er wird abgesetzt werden, die Verwaltung wird ihm entzogen werden. Er sieht und beurteilt seine Situation ganz klar. Er hängt auch kein Mäntelchen drum und sagt: Das machen ja alle. Er versucht auch gar nicht, diesen Tatbestand zu vertuschen oder sich zu entschuldigen. Nein, er sieht seine Situation ganz realistisch.
Zweitens: Er zieht sofort praktische Schlüsse aus seiner Situation. Er sagt sich: Wenn ich jetzt als Verwalter abgesetzt werde, irgendwo muss ich ja bleiben. Was soll ich für den Rest meines Lebens machen? Und dann kommt ihm die Idee: Ich muss mir Freunde machen, die mich aufnehmen. Er zieht sofort praktische Konsequenzen aus seiner Lage. 

Und noch in einer dritten Weise ist dieser Verwalter clever. Er überlegt nicht nur und denkt darüber nach, sondern er setzt sofort seine Überlegungen in die Tat um. Denn er versteht sehr gut, dass wenn er nicht sofort handelt, es morgen schon zu spät sein kann.

Hier wird nun deutlich, warum Jesus diese Skandalgeschichte erzählt. 

Der Verwalter muss Rechenschaft ablegen und kann es nicht. 

Hier sind die Parallele zum Missbrauch in der Kirche erkennbar: Es geht um Glaubwürdigkeit. es geht ums Rechenschaft ablegen. Unmittelbar. Realistisch das eigene und das systemische Fehlverhalten einschätzen. Konkret werden und sich nicht die Opfer zu Freunden zu machen, in dem man diese auf die Seite der Täter hinüberzieht.  Anerkennen, dass heute gehandelt werden muss. 

Klugheit also in dem Sinne, dass Reflektion der eigenen Taten nicht zum Wegsehen, sondern zum Urteilen und handeln führt. 

Gebet: Gott, du Freund des Lebens.
Du bist allen nahe, die bedrängt sind und leiden.
Wir denken heute besonders an die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen,
die sexuellen Missbrauch erleiden mussten und müssen – auch in deiner Kirche.

Wir klagen vor dir
über die Gewalt, die Täter ihren Opfern an Leib und Seele antun,
über zerstörtes Leben, das oft niemand wieder gut machen kann.
Du unser Gott, höre unsere Klage.

Wir bekennen vor dir
das Wegschauen, Schweigen und Nichtstun derer, die die Taten geahnt haben und ahnen.
Du unser Gott, höre unsere Klage.

Wir wollen darauf achten, was viele nicht sehen wollen:
sexuelle Übergriffe und den Missbrauch von Vertrauen und Macht.
Du unser Gott, steh uns bei.

Wir wollen hören
auf die Geschichten der Opfer.
Wir wollen Anteil nehmen
an ihrem Schmerz und ihrer Einsamkeit.
Du unser Gott, steh uns bei.
Wir wollen sprechen
von der Verantwortung, die jeder von uns trägt.
Wir wollen sprechen über Hilfe und Auswege aus der Not.
Du unser Gott, gib uns Kraft und Mut.

Wir wollen schweigen,
wo Erklärungen und Ratschläge nicht angebracht sind.
Du unser Gott, gib uns Kraft und Mut.

Wir wollen uns freuen
über die Stärke und Kraft der Betroffenen,
über die Solidarität derer, die sie begleiten,
über alle Menschen, die mitarbeiten, um einen besseren Schutz zu verwirklichen.
Du unser Gott, mach unsere Hoffnung stark.

Wir wollen hoffen
auf Aufbrüche und neues Leben schon in dieser Welt,
auf die Umkehr der schuldig Gewordenen,
auf deine Gerechtigkeit heute und am Ende der Zeiten,
auf Heilung aller Wunden, die allein du schenken kannst.
Du unser Gott, mach unsere Hoffnung stark.

Lebendiger Gott, sende uns deinen Geist und sei mit uns auf diesem Weg,
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.

Amen.

Hinweis: Der Text des Gebets stammt von Sabine Hesse, der Präventionsbeauftragten des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz hat ihren Vorschlag für das Gebet gebilligt. Weitere Hinweise zu einer opfersensiblen Liturgie finden sich in der Arbeitshilfe "Kinder haben Rechte" aus dem Jahr 2016.

Guter Gott! 
Segen: Der Herr wende sich uns zu und schenke uns Schalom.

 

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